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Mit der Gabel verbunden mit der Welt

Serie “Ernährung ist politisch”

Wer sich mit Kräutern beschäftigt, ist normalerweise auch mit dem ABC der gesunden Ernährung vertraut, auch mit einem respektvollen Umgang mit der Natur. Sind jeder und jedem aber auch die weltpolitischen Zusammenhänge klar? Das war der Ausgangspunkt für unsere Serie hier und wir haben in den letzten zwei Wochen schon mit unseren zwei Expertinnen über das Recht auf Nahrung zum einen und was die Lebensmittelproduktion mit unserer Umwelt zu tun hat zum anderen gesprochen. Heute geht es weiter…

Unsere neue Serie im Blog @kräuterkraft

 

Frau Dr. Hudson, Sie sprechen davon, wir „mit einer Gabel in Verbindung mit der Welt stehen“. Was können wir darunter verstehen?

Die Gabel steht hier als Symbol für Essen oder Nahrungsaufnahme – sie verbinden uns ganz selbstverständlich mit der Welt. Essen ist eigentlich der große Beziehungsstifter zwischen uns und der Welt.

Das Lebensmittel, das wir zu uns nehmen, hat viele ‘Urheber’ oder ‘Erzeuger’ – Menschen, wie Käser, Metzger, Bäcker. Bleiben wir beim Bäcker:

  • Da ist vor dem Bäcker noch der Müller,
  • vor dem Müller der Bauer, der das Getreide anbaut,
  • und vor dem ist noch der Getreidezüchter…

Das ist nur eine Beispielskette. Versuchen wir es mal mit einem Stück Wurst:

  • Da ist der Metzger, der im Idealfall die Wurst selbst macht, die macht er aus Fleisch, das von einem Tier kommt,
  • das Tier wurde von einem Menschen aufgezogen,
  • von jemand anderem geschlachtet…

Fotorechte: Slow Food Deutschland

 

Das sind die uns sehr ‘nahen’ Fäden von Beziehungen, die sich da auftun. Nehmen wir aber die Orangen im Winter?

  • Die wachsen auf jemandes Orangenhain, da werden die Bäume gepflegt,
  • die jemand erst einmal großgezogen hat;
  • dann wird es da Erntearbeiter geben, die die Orangen ernten, verpacken,
  • dann kommt – neu – der Transport dazu, Menschen, die die Orangen zu uns schaffen…

Und so geht es immer weiter. Essen setzt uns in Beziehung zu unserer gesamten Umwelt – der natürlichen, der der Menschen, des Handels, der Logistik, der Verpackungswelt, der Wirtschaft, der Politik – ob nun Agrar- oder Umweltopolitik, dem Verbraucherschutz und und und …

Quelle: Pixabay

 
Sie sagen, den globalen Handel hat es immer gegeben, was ist anders heute?

Heute ist der globale Handel eine der treibenden Wirtschaftskräfte; der globale Weltmarkt diktiert bei uns die Ausrichtung der Agrarpolitik – Exporte wäre hier das Stichwort.

Das erreicht auch unsere Bauern, die eigentlich für den Weltmarkt produzieren; der globale Handel ist extrem verflochten und unübersichtlich, so dass es ihm systemisch an Transparenz mangelt.

Quelle Pixabay

 

Wenn man aber als Esser wissen will, wo sein Essen herkommt, dann will man aber gerade Transparenz.

Daher gehen globaler Handel und das Verlangen nach Transparenz beim Essen nicht gut zusammen.

 

Ursula Hudson; Foto: Holger Riegel

 

Dr. Ursula Hudson ist Vorstandsvorsitzende von Slow Food Deutschland und Mitglied des Vorstands von Slow Food International. Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin behandelt in ihren Vorträgen und Büchern vor allem das Thema Essen, dessen Geschichte und Kultur, die Regionalität von Lebensmitteln und die kulinarische Bildung. Sie hat von 1996 bis 2004 an den Universitäten von Cambridge und Oxford (UK) gelehrt und geht seit 2005 einer freien Forschungs- und Autorentätigkeit nach.

 

 

ausgekocht? cosa bolle in pentola?

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